Jahreskonzert 2012

„Die Vorweihnachtszeit ist die schwierigste Zeit für ein Konzert“, stellte Alexander Reisiger, Vorsitzender der Musikkapelle Dürnau, in seiner nachdenklichen Einführung fest. Gerade hier seien besondere Anstrengungen notwendig. Dementsprechend hatte Dirigent Ralf Uhl mit Rimsky-Korsakows „Procession of the Nobles“ einen würdigen Auftakt gewählt. Bereits bei den ersten Takten im hellen Blech spürte man die Klarheit der Register. In Melodie und Rhythmus erklang jeder Ton im Marschtakt akkurat ausgeformt, um in einem delikaten Intermezzo im Dreiertakt mit weichen Klängen die Wandlungsfähigkeit der Musiker zu zeigen.

Auch Schuberts „Rosamunde Ouvertüre“ (1821) beginnt mit düsteren Sequenzen, um jedoch bald in raffinierten Registerzusammensetzungen zu echt Schubertschem Wohlklang überzuleiten. Opernhafte Elemente, von Ralf Uhl wie stets ohne Taktstock und Noten mit klar herausgearbeiteten Impulsen in Szene gesetzt, erhöhten die Spannung. Nach einem melodiös weichen Zwischenspiel steigerten sich Werk und Wiedergabe zu operngerechter Klangfülle.

 

„The Sword and the Crown“ von Edward Gregson ist ein außergewöhnliches Werk, das ins England des 15. Jahrhunderts zu Henry V. führt. Die ganz verschiedenen Phasen eines Königslebens gewinnen durch Ralf Uhl und seine 55 Musiker plastisches Profil. Die Solotrompeter als Außenposten des Orchesters markierten Heinrichs Königsreich, in dem der facettenreichen Musik entsprechend Aufstand und Triumph nahe beieinander liegen. Das Stück geriet so zu einem eminent schwierigen, doch bemerkenswert überzeugenden Klangspektakel.

 

Nach diesem auch für die Zuhörer anspruchsvollen Werk war der große Marsch zu Wagners „Tannhäuser“ von geradezu liebevoll und äußerst sorgsam gestalteten Phasen geprägt. Für die gesamte Kapelle, nicht nur für die einfühlsam agierenden Klarinetten, bedeutete dies eine innere Umstellung. Für Ralf Uhl und seine Musiker – bis hinab zum erstaunlich beweglichem tiefen Blech – sind solche musikalischen Wechsel ein Spiegelbild der Dürnauer Aktivitäten auf hohem Niveau, glänzend gemeistert.

 

Ein harmonisch abgerundetes, von eleganten Themen geprägtes Hornquartett leitete über zu „Man in the Ice“. Otto M. Schwarz lässt in einem Werk für symphonisches Blasorchester den Ötzi wieder auferstehen. Rasante Crescendi im Verbund mit kräftigen Paukenwirbeln vermitteln als Gegensatz zu breiten Passagen im Bereich von Tuba und Tenorhorn wechselnde Szenen der Uhrzeit.

Rhythmus geht in Ohren und Beine

Als gewollten Gegensatz sprühte Manfred Schneiders „Viva Brasil“ von überschäumend südamerikanischem Temperament. Melodie und Rhythmus gingen eine mitreißende Symbiose ein, die gleichermaßen berauschend gut in Ohr und Beine ging. Mit „Selections from Aladin“ von Alan Menken nahmen Dürnaus Musiker die Zuhörer auf einem fliegenden Teppich mit auf eine abenteuerliche Reise in den Orient. Auf schwebende Passagen der Hörner und tänzerische Elemente der Holzblasinstrumente folgte das furiose Finale. Spannungsreiche Klangfolgen gepaart mit effektvollem Rhythmus prägte „I want it all“ von Queen (1989). Die Musiker bewiesen noch einmal mit Einfühlungskraft, Kreativität und Temperament den hohen Stand ihres musikalischen Könnens und wurden dafür mit tosendem Beifall gefeiert.