Jahreskonzert 2013

Vor vollem Haus hat die Musikkapelle Dürnau ihr Jahreskonzert am Vorabend des ersten Advents im Großen Saal des Kurzentrums Bad Buchau präsentiert. Rund 50 Musiker unter dem präzisen Dirigat von Ralf Uhl, exzellent ohne Partitur, begeisterten die Besucher mit konzertanter Blasmusik auf hohem Niveau und einer eher ungewöhnlichen Literaturauswahl. Vor ansprechend adventlichem Bühnenambiente gab es ein mannigfaltiges Programm der Spitzenklasse.

Mit interessanten Anmerkungen führten die Musiker in die Stücke ein. „The March from 1941“ basiert auf einer Filmmusik von Steven Spielberg; die Blasorchester-Inszenierung überraschte mit zahlreichen Registereinsätzen, die in ein voluminöses Gesamtwerk münden. Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ – von Bernard Fitzgerald arrangiert und von Musikerin Christel Lutz originell angekündigt – wechselte von weich phrasierender verspielter Harmonie zum tonintensiven Hörerlebnis. Fremdländische Klangelemente vermittelten die Holzblasinstrumente bei „The Legend of Amaterasu“, einem Stück, das japanische Göttergeschichten aufgreift. Eigenwillige Impressionen korrespondieren hier mit dramatischen Passagen und mächtigen Klangwirbeln.

Ein Marsch für den alten Fritz

Mit „In the Mystic Land of Egypt“ ging die musikalische Weltreise weiter. Mit diesem Stück gelang es dem Engländer Albert Ketelbey 1931, orientalische Musik in der westlichen Welt zu etablieren. Das Stück besticht mit homogenem Klangteppich beim Orchester-Tutti. Freunde von Marschmusik kamen auf ihre Kosten beim „Fridericus-Rex-Grenadiermarsch“ – in launigen Worten von Julian Lutz angekündigt. Ferdinand Radeck hatte den Militärmarsch in den 1860er-Jahren als Loblied für den Alten Fritz komponiert, Soldaten sangen ihn auf dem Weg in die Schlacht. Sprachlich intonierte Textstellen markigen Inhalts sorgten für Heiterkeit, die Einladung, den Marsch mit rhythmischem Klatschen zu begleiten, nahm das Publikum gerne an. Nach 150 Jahren hat der von den Musikern markant und schneidig dargebotene Marsch nichts von seiner mitreißenden Faszination eingebüßt.

Nach der Pause bewies das Schlagzeug- Ensemble mit „Jared Spears Ceremonium“ seine rhythmische Flexibilität. Schon eine beeindruckendeLeistung, was eine Frau, fünf Männer und zwei Buben, alle mit enormem Taktgefühl, ihren teils skurrilen Percussionsinstrumenten für eigenwillige Töne zu entlocken vermögen.

Filmischen Hintergrund hat auch der Titel „Titan Spirit“. Er handelt vom Teamgeist amerikanischer Footballspieler. Teamgeist und intensive Probenarbeit der Dürnauer Musiker spiegelte auch die plastische Interpretation des pulsierenden Genrestücks mit kraftvoll virtuosem Einsatz aller Instrumentengattungen.

Ein musikalisches Kaleidoskop

Holzblasinstrumente dominierten das Stück „Ivanhoe“, die musikalische Umsetzung des bekannten Romans. Wuchtige Paukenschläge kündigen den dritten Satz an, gefolgt von einer prächtigen Hymne, die den bravourösen Einsatz des ganzen Orchesters fordern. Spanisch kamen einem die folgenden Klänge vor, zu Recht, führte doch der nächste Musiktrip eben dorthin. Solistische Einsätze von Saxofon und Klarinette vermittelten in mehreren Sätzen typische spanische Musikstile von Kastilien bis Andalusien. Bei der Flamenco-Variation kamen Kastagnetten zum Einsatz in diesem fulminanten musikalischen Kaleidoskop. Facettenreich, wie Kinder eben sind, ist auch das Stück „Children of Sanchez“ des Jazzmusikers Chuck Mangione. Das Temperament mexikanischer und südamerikanischer Kinder wird gekonnt musikalisch thematisiert. Soli von Saxofon, Flügel- und Waldhorn skizzierten ein emotionales Klangbild, das die Variabilität aller Musiker einforderte.

Alexander Reisiger, der Vorsitzende des Musikvereins, dankte den Solisten und allen Musikern, ganz besonders dem exzellent und sehr souverän agierenden Dirigenten Ralf Uhl für das gelungene Konzert. Die von eben diesem spontan zugesagte „freche, moderne und erfrischend junge Zugabe“ begeisterte nicht nur junge Besucher – frenetischer Schlussapplaus belohnte das Orchester für die großartige Konzertdarbietung.

Quelle: Schwäbische Zeitung 01.12.2013